Im Rahmen der Bundesgartenschau 2021 soll im egapark ein gänzlich neues, in der Region einzigartiges Schauhaus entstehen. Es ist geplant die Klimazonenwelt DANAKIL zu realisieren, ein großes Schauhaus, das die verschiedenen Klimazonen der Welt an zentraler Stelle vereint.

Die DANAKIL Klimazonenwelt

Architektur, Tragwerk, Gebäudetechnik, Landschaftsgestaltung und Ausstellungkonzeption bilden in der DANAKIL Klimazonenwelt eine Einheit mit dem gemeinsamen Ziel, reale Ökosysteme in abstrakter und komprimierter Form in Gewächshäusern abzubilden. Die präsentierten Klimazonen werden durch die räumliche Verdichtung innerhalb der Ausstellungshäuser, die enge zeitlichen Abfolge und das direkte Nebeneinander der Materialien und Klimata verstärkt erlebbar.
Den Besuchern wird so ein umfassendes, vielschichtiges und unvergessliches Gesamterlebnis geboten, welches sich aus den Komponenten der Architektur und Landschaftsarchitektur, der Ausstellung der Klimata und der Präsentation von Flora und Fauna zusammensetzt. In der Summe bietet sich damit den Besuchern der Klimazonenwelt ein Stück komprimiertes Leben, das sinnlich, emotional wie intellektuell erfahrbar wird.

Die große Schleife als Sinnbild von Wandel und Wiederkehr „Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel“
Ch. Darwin
Die beiden Komplexe Urwald- und Wüstenhaus repräsentieren die diametralen Extreme unseres Lebens auf der Erde. Diese Extreme werden in der Klimazonenwelt nicht nur gegenübergestellt, sondern auf einer großen Schleife präsentiert, miteinander verknüpft und in Bezug zueinander gesetzt.
Die lineare Schleife aus zwei spiralförmigen Wegen repräsentiert hierbei symbolhaft den Wandel und die Wiederkehr. Eine Abhänigkeit, der alles in der Natur folgt. In Millionen von Jahren werden aus kargen Wüsten blühende Regenwälder und umgekehrt. Diese Form des kontinuierlichen, natürlichen Wandels wird in der Klimazonenwelt erfahrbar, ja begehbar gemacht. In der Natur steht nichts still, alles ist im Wandel und im Fluss. Die Spirale / die Schleife ist dessen Symbol. Die Schleife umfasst zudem zwei Ebenen. Daher werden die Besucher auf- und absteigend, im Wüstenhaus über eine kontinuierliche Landschaft-Spirale und im Urwaldhaus über eine frei schwebende Rampe, die durch die Baumkronen führt geleitet. Diese kontinuierliche Auf- und Abwärtsbewegung der Besucher repräsentiert den natürlichen Wandel im übertragenen Sinn. Alternativ zur linearen Ausstellungserfahrung können das Tropenhaus und das Wüstenhaus auch separat oder getrennt voneinander begangen werden. In diesem Fall warden die Klimazonen als nebeneinander stehende Welten wahrgenommen. Die eine endet dort, wo die andere beginnt.

Vertikales Labyrinth und flacher Horizont

Konzeptionell steht der Dschungel für Dichte, für die Eroberung der Vertikale durch Tiere und Pflanzen, für einen reichen Lebensraum aus Wasser und Sonne. Ein Lebensraum, der sich vertikal entwickelt, denn seine Horizontalität (zum Beispiel in Lichtungen oder an Flüssen) verliert sich bald wieder in seinem dichten und verwirrenden Grün. Dieses Gefühl der Vertikalität, der labyrinthhaften Dichte und des konzentrieren Lebens wird im Urwaldhaus abgebildet und über die frei tragende Dschungelspirale begehbar gemacht. Die Wüste hingegen ist eine endlose, horizontale Ebene, bei der die Grenze zwischen Himmel und Erde in einer Fata Morgana zu verschwimmen scheint. Diese Horizontalität und Endlosigkeit wird nur durch wenige singuläre Elemente wie Dünen, Wolken und wenige, vereinzelte Pflanzen gebrochen. In all ihrer Weite und Horizontalität stellt die Sonne den einzigen wirklichen horizontalen Bezugspunkt dar, wenngleich auch diese den Blick wieder auf die Erde lenkt, auf die sie unweigerlich unsere Schatten wirft. In dieser diametralen Unterscheidung der Räume Urwaldhaus = Vertikale und Wüstenhaus = Horizontale liegen die Hauptcharakteristika des visuellen Erlebens der unter-schiedlichen Welten. Die visuelle Erfahrung wird zudem noch durch weitere emotionale und sinnliche Unterscheidungen unterstützt, wie zum Beispiel die unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten, die Vermeidung von Schatten in der Wüstenwelt und die Inszenierung von Schatten im Urwaldhaus. Die Wüste stellt sich weit und offen dar, wohingegen der Regenwald mit seiner Dichte verwirrend und labyrinthhaft wirkt.

Die Architektur der DANAKIL Klimazonenwelt

Unsere Architektur der DANAKIL Klimazonenwelt hat primär das Ziel, das Ausstellungskonzept, wie erläutert, zu unterstützen und Teil dessen zu werden. Um den Zusammenhang zwischen Wüstenwelt und Urwaldwelt adäquat zu repräsentieren, werden beide Welten in einem gemeinsamen Gebäudevolumen im Norden des Wettbewerbsgebiets zusammengefasst. Der Wintergarten hingegen wird im südlichen Baufeld angeordnet. Gründe für die Zusammenfassung der Klimawelten unter einem Dach sind die offensichtlichen inhaltlichen, wie energetischen Vorteile der Verknüpfung. Der Wintergarten als unabhängiges Volumen am Rand tritt zurück und fungiert als Veranstaltungsraum im Sommer und Überwinterungsraum für Kübelpflanzen im Winter.

Eine kompakte Kubatur

Die Idee hinter dem Klimazonengebäude ist, dass Wüste und Regenwald nebeneinander platziert werden, sodass das Gebäude an sich die Instabilität der natürlichen Ökosysteme Regenwald und Wüste erfahrbar macht. Jedem Ökosystem wird ein separates Volumen mit einer quadratischen Grundfläche von 33 x 33m zugewiesen. Diese Kuben werden einander angegliedert und der Zugang in der Schnittstelle geschaffen. Die stützenfreien, 33 x 33 m messenden, quadratischen Grundrisse ermöglichen adequate Innenräume mit ausreichender Tiefe zur Reproduktion der entsprechenden Klimazonen. Zudem ist der quadratische Grundriss nicht nur statisch, sondern auch klimatisch und energetisch vorteilhaft, da ein auf ihm aufbauendes Volumen ein effizientes A/V-Verhältnis aufweist und somit das zu beheizende Volumen bei gleicher Grundfläche reduziert.

Die zwei Volumina werden zudem so zueinander versetzt, dass der Versatz der historischen Zentralgaststätte wieder aufgenommen und in das neue Gebäude übersetzt wird. Dieser Rücksprung macht die inneren Programme ablesbar und reduziert das Gebäudevolumen optisch auf den Maßstab der Umgebungsgebäude. Um das Gebäudevolumen weiter zu brechen und zudem das zu beheizende Volumen in Innenraum zu reduzieren, wurden die Ecken der Kuben an den Punkten des schräg verlaufenden Tragwerks gefast. Der Wintergarten folgt dem gleichen Prinzip und baut auf einem quadratischen 40 x 40 m messenden Grundriss auf.

Team:
AZPML – Alejandro Zaera-Polo, Maider Llaguno, Guillermo Fernandez-Abascal, Manuel Eijo, Ivaylo Nachev, Vincent Parquet, Silvia Diaz
Spreier-Trenner: Daniel Spreier, Tanja Hofer
EMPTY:  Matías Pintó D’Lacoste, Gabriela Freese
Bollinger + Grohmann: Kim Boris Löffler, Agnes Weilandt
EWT- Ingenieure: Alexander Klein, Jens Benker
Rainer Schmidt landschaftarchitekten: Rainer Schmidt, Leslie Iturra
Images: SBDA
Model: Monath + Menzel